Belastungsinkontinenz

Belas­tungsinkon­ti­nenz bedeutet unkon­troliert­er Harn­ab­gang bei kör­per­lichen Anstren­gun­gen wie Heben, Tra­gen, Hus­ten oder Lachen, ohne daß Harn­drang ver­spürt wird. Der Urin geht meist tröpfchen­weise ab.
Wenn sich dann der Druck auf den Bauchraum durch kör­per­liche Belas­tung erhöht, ist der Druck in der Blase höher als der Ver­schluß­druck der Harn­röhre.

Ursache ist oft eine Schwächung der Beck­en­bo­den­musku­latur infolge von Schwanger­schaft und Geburt oder durch die hor­monelle Umstel­lung während der Wech­sel­jahre.
Bei Män­nern kann eine Prosta­ta-Oper­a­tion zu Belas­tungsinkon­ti­nenz führen.

Die Belas­tungsinkon­ti­nenz wird in drei Schw­ere­grade eingeteilt nach Ingel­mann-Sund­berg (1952):

* Grad I  : Harn­ver­lust durch Niesen, Hus­ten, Lachen oder Pressen
* Grad II : Harn­ver­lust durch Laufen, Tra­gen oder Heben
* Grad III: Harn­ver­lust im Liegen

Ther­a­piemöglichkeit­en:
* Beck­en­bo­den­train­ing (evtl. in Kom­bi­na­tion mit Elek­tros­tim­u­la­tion und    Bio-Feed­back)
* Ein­satz von Pes­saren
* Oper­a­tive Wieder­her­stel­lung der Beck­en­bo­den- und Harn­röhren­funk­tion
* neuerd­ings medika­men­töse Ther­a­piemöglichkeit bei ger­ing­gr­a­di­ger
   Belas­tungsinkon­ti­nenz
* Sta­bil­isierung der Harn­röhre durch Ein­brin­gen eines Gel-Implantates

Dranginkontinenz

Dranginkon­ti­nenz:

Bei der Dranginkon­ti­nenz entste­ht ein Stark­er nicht unter­drück­bar­er Harn­drang mit Harn­ver­lust.
Der Urin geht meis­tens im Schwall durch die Harn­röhre ab, wobei die Harn­blase nur wenig gefüllt ist.
Häu­fig liegt eine Über­ak­tiv­ität oder Insta­bil­ität des Blasen­muskels, sowie eine ver­min­dertes Blasen­fül­lungsvol­u­men vor.

Es wird unter­schieden zwis­chen:
- Motorisch­er Dranginkon­ti­nenz, wobei durch ungenü­gende Hem­mung    des Blasen­schließ­muskels, der Blasen­muskel mit erhöhter
Kon­trak­tios­bere­itschaft reagiert.
- sen­sorische Dranginkon­ti­nenz, wobei durch Entzün­dun­gen,
Tumore, Steine in Blase oder Harn­röhre der Blasen­muskel mit
ver­frühtem Harn­drang reagiert.

Abflusshin­dernisse, wie z.B.Prostatavergrößerung kön­nen ursäch­lich für eine Dranginkon­ti­nenz sein.
Zudem kön­nen Störun­gen in dem für die Kon­trolle der Blase zuständi­gen Gehirn­teil, etwa nach einem Schla­gan­fall, Mor­bus Parkin­son oder Mul­ti­pler Sklerose,
die Überempfind­lichkeit aus­lösen. Bei sehr vie­len Pati­entin­nen find­et sich aber keine Ursache für die Beschwerden.

Die Blase kann durch kör­per­liche und seel­is­che Belas­tung gereizt wer­den.
Das besagt auch ein altes chi­ne­sis­ches Sprichwort:“Die Blase ist der Spiegel der Seele”.
Hil­fre­ich sind Entspan­nung­stech­niken, wie z.B. Auto­genes Train­ing, Pro­gres­sive Muskel­re­lax­ation nach Jacobsen..)

Drangkon­troll­tech­niken:
- Kurze, max­i­male oder lan­gan­hal­tende max­i­male     Beck­en­bo­denspan­nung (kann Blase­nak­tiv­ität hem­men)
- Druck auf Kli­toris oder Peniswurzel, oder Sitzen auf der Stuh­lka­nte
- “Adduk­toren­bremse” (Überkreuzen der Beine)
- Glu­taeusak­tiv­ität im Ste­hen (Gesäß kräftig anspan­nen)
- Ruhig atmen
- Mei­den harn­treiben­der Getränke (Kaf­fee, Tee, Alko­hol…) oder    Lebens­mit­tel( Spargel, Reis…)
- Verzicht auf Rauchen
- Kon­trolle des Medika­mentenge­brauchs (z.B. Diureti­ka, Betablock­er,    Prostaglan­dine wirken harn­treibend)
- men­tale Auf­schub­strate­gien (“beruhign­des Gespräch mit der Blase”)
- Dran­gre­duzierende Kör­per­hal­tun­gen (z.B. vornüber­beu­gen zum    Schuhe zubinden)

Blasen­train­ing bedeutet Wasser­lassen nach der Uhr mit langsamer Ver­längerung der Intervalle.

Mischinkontinenz

Diese Kat­e­gorie ist noch in Arbeit. 

Einnässen beim Kind

Def­i­n­i­tion “kindlich­es Ein­nässen” (Enure­sis):

Die Enure­sis wird definiert als eine nor­male Mik­tion, die zum falschen Zeit­punkt und am falschen Ort stattfindet.

Wichtig ist zu unter­schei­den, ob es sich um reines nächtlich­es Ein­nässen, auch Bet­tnässen genan­nt, han­delt oder ob das Kind sowohl tags, als auch nachts einnässt.Dann liegt eine kindliche Harninkon­ti­nenz vor.

Bis zum fün­ften Leben­s­jahr machen sich 25 Prozent der Kinder noch nass oder nässen immer mal wieder ein.
Sta­tis­tiken besagen: Wenn ein Eltern­teil ein­nässt, nässen auch 44% der Kinder ein, wenn bei­de Eltern ein­nässen, sind es 77%.

Psy­chis­che Gründe sind eine Aus­nahme. Sie spie­len meist erst eine Rolle, wenn ein Kind schon mal sechs Monate trock­en war.
Dann ist es möglich, dass eine Stress­si­t­u­a­tion, wie Schei­dung der Eltern, Geburt eines Geschwis­terkindes, Mob­bing in der Schule, eine Mitur­sache für das Ein­nässen ist.

Ursachen des nächtlichen Einnässen:

  • Entwick­lungsverzögerung der Blasenkontrolle.
  • Blase ist zu klein und kann nicht genug Urin spe­ich­ern
    Altersentsprechen­der Normw­ert= AlterX30+30=Blasenvolumen in ml
  • Man­gel an Antid­i­uretis­chen Hormon(ADH), welch­es den Wasser­haushalt steuert und dafür sorgt, dass der Kör­p­er nachts wenig Urin produziert.Dabei ist die nächtliche Urin­pro­duk­tion höher als das mit­tlere Blasen­vol­u­men.
    Altersentsprechen­der Normw­ert= AlterX30+30=Blasenvolumen in ml
  • Fehlen­der Weck­reiz durch die volle Blase im Schlaf, auf Grund man­gel­nder Rei­fung der Nervenbahnen
  • Trinkge­wohn­heit­en: Haupt­trinkmenge liegt am Spät­nach­mit­tag oder Abend, Trinken die Kinder tagsüber zu wenig fehlt ein wichtiger Reiz, der die altersentsprechende Ver­größerung des Blasen­vol­u­mens anregt.

Ursachen der kindlichen Harninkontinenz:

  • Über­ak­tive Blase, die Steu­uerung der Blasenkon­trolle ist noch nicht ausgereift
  • Son­der­form “Lachinkon­ti­nenz”, wobei es beim Lachen zu ein­er voll­ständi­gen Blase­nentleerung kommt, betrof­fen sind meist 8–12 jährige Mäd­chen, ver­schwindet meist mit der Pubertät.
  • Blasenir­ri­ta­tion
  • Blase­nentleerungsstörun­gen
  • “Lazy blad­der Syn­drom”, her­vorgerufen durch langjähriges Ver­mei­den auf die Toi­lette zu gehen, dabei geht erst das Blasen­fül­lungs­ge­fühl ver­loren und durch die ständi­ge Überdehnung der Blase die Kraft der Blasenmuskulatur
  • Ange­borene anatomis­che Störungen
  • Neu­rol­o­gis­che Störun­gen, z. B. Spina bifida

Das Wichtig­ste bei der Abklärung der Enure­sis ist der Auss­chluss urol­o­gis­ch­er, neu­rol­o­gis­ch­er oder psy­cha­trisch­er Erkrankun­gen. Die Unter­suchun­gen sind nicht schmerzhaft und nicht belas­tend für das Kind.

Ther­a­piemöglichkeit­en über Urotherapie:

      • Erstel­lung eines Blasen- und Trinkpro­tokolls
        d.h. jedes Wasser­lassen und Trinken muß genau gemessen und ins Pro­tokoll einge­tra­gen werden.

    In den Nächt­en soll­ten die Kinder eine Windel tra­gen, nächtliche Urin­pro­duk­tion = (Windel nass — Windel trock­en)+ erster Morgenurin

  • Blasen­train­ing, d.h. Toi­let­ten­gang alle 2 Stunden
  • Trink­plan, d.h. alle 2 Stun­den 150–200 ml trinken
  • 2 Stun­den vor dem zu Bett gehen keine Getränke, weil son­st die Flüs­sigkeit nachts aus­geschieden wird.
  • Kindgerechte Aufk­lärung über die Blasen­funk­tion und warum sie einnässen

Diese Maß­nah­men sind bei einem Vier­tel der Kinder schon erfolgreich.

Son­st wird die Urother­a­pie durch Medika­mente unter­stützt, die entwed­er das Fas­sungsver­mö­gen der Blase vergrößern(z.B.Spasyt, Lyrinel uno, Mic­tonet­ten) oder die Urin­pro­duk­tion verringern(z.B. Minirin,Nocutil, Desmogalen.

Wird das Ein­nässen durch Harn­wegsin­fek­te verur­sacht ist eine antibi­o­tis­che Langzeit­ther­a­pie Mit­tel der Wahl.

Alarm­sys­teme: Klin­gel­hose oder Mat­ten, die bei Feuchtigkeit alamieren kön­nen auch erfol­gre­ich sein.

Biofeed­back­train­ing: Bei Koor­di­na­tion­sstörun­gen zwis­chen Blasen-und Beck­en­bo­den­muskeln, lernt das Kind über visuelle Reize die Muskeln adäquat anzus­pan­nen oder zu entspannen.

Wichtig: Geduld ein entschei­den­der Fak­tor.
Stu­di­en zufolge dauert es bei ein­er zu kleinen Blase im Schnitt bis zu zwei Jahren bis die Kinder mit Medika­menten trock­en sind.

Der Haupt­grund, warum viele Ther­a­pi­en nicht erfol­gre­ich sind, ist, dass das Blasen­t­age­buch sträflich ver­nach­läs­sigt und der eigentliche Grund für das Ein­nässen nicht erkan­nt wird.
weit­ere Infos: www.kontinenz-Gesellschaft.de

Selbsthilfegruppe

Tre­f­fen:
Jeden zweit­en Mon­tag im Monat um 19:30 Uhr im Gemein­de­haus der Bugen­hagenge­meinde Stre­se­man­nallee 34, 30173 Han­nover.
Um tele­fonis­che Anmel­dung wird unter der Num­mer 0511 / 5335 8059 gebeten.